Fröhlich ißt du Wiener Schnitzel Mit Salat und mit Pommes frites Der Kellner stellt im Nebenraum Den Fernsehkasten an Der Mann mit der korrekten Stimme Und dem dreigeteilten Deutschland Hinterm Rücken spricht so unbeirrbar Wie er kann! Er sagt, es seien alle Schritte Unternommen und es gebe Rein statistisch erhebliche Chancen Du bestellst ein Bier, der Kellner Geht ganz ruhig zur Theke hin und Macht der Wirtin versteckte Avancen Der Mann mit der korrekten Stimme Sagt, dass der Minister sagt, ein Jeder solle angesichts der Lage alles tun Die Ruhe aufrecht zu erhalten! Und du siehst den Sprecher, der sich Nicht wie sonst beherrscht und blickt Wie ein verstörtes Huhn Und dir schwant, dass da was im Busch ist Doch du siehst, dass sonst alles kusch ist Du bezahlst, der Kellner wischt den Tisch ab, und du gehst zur Drehtür Du betrittst die Außenwelt mit Einem Kloß im Bauch! An den dünnen Fernsehantennen Klebt wie vergessener Birnensaft Die Verteidigungsbereitschaft – Und am Himmel ist noch nichts zu erkennen! Doch jetzt fängst du an zu rennen Durch die eigentümlich leeren Straßen. In den Hauseingängen Siehst du Polizei Mit scheu verhaltenen Gewehren Große Autos voll Soldaten Stehen auf dem nassen Marktplatz Du gehst schnell vorbei! Zu Hause deine Frau empfängt dich Mit so einem scheuen Lachen Und die Kinder essen Karotten Und sie sagt: "Wir müssen etwas Unternehmen!" Und dann sagst du: "Pack auf jeden Fall die Klamotten!" Und der Fernehkasten dröhnt, der Mann sagt milder jetzt, dass die un- Mittelbare Kriegsgefahr mit Nuklearem Schlag Vorbei sei, aber dennoch sei die Lage unvermindert ernst und In zwei Wochen tage in Ber- Lin der Bundestag! Und die neuen Gesetze zur Lage Seien gültig mit heutigem Tage Notstandrechtlich werde jeder- Mann verfolgt und inhaftiert, der Sich den Weisungen der Polizei entgegenstellt! An den dünnen Fernsehantennen Klebt wie vergessener Birnensaft Die Verteidigungsbereitschaft – Und am Himmel ist noch nichts zu erkennen! Morgens bellt der Reise-Wecker Dich aus deinen grauen Träumen Du isst Frühstück, setzt den Hut auf Und gehst zum Betrieb Vor dem Stahlwerk, das an deinem Weg liegt, siehst du viele Männer Eine Kompanie rückt an, die Blindlings Feuer gibt Du entfliehst in einen Hausein- Gang, und dir wird schwarz vor Augen Später hast du am Kopf eine Beule Wenn du im Gefängnis aufwachst Siehst du an den welken Wänden Stahlnagelspuren der Langeweile Du kriegst Zigaretten und du Kannst dir Essen kommen lassen Später kommst du vor den Unter- Suchungsrichter hin! Du stehst im Verdacht, dass du an Einem Streik beteiligt bist, der Nicht erlaubt war, und deswegen Sitzt du jetzt hier drin! Aber dann darfst du wieder gehen – Allerdings nicht ganz unbesehen Täglich auf die Polizeidienst- Stelle musst du in den nächsten Wochen und beweisen, dass du Nicht geflohen bist! Deine Frau erzählt dir abends Dass der neue Untermieter Von Frau Jordan bei dem Streik er- Schossen worden ist Und die neuen Gesetze zur Lage Bleiben gültig noch viele, viele Tage Und du gehst an's Küchenfenster, fragst dich Wie das Wochenende werden wird – An dieser Stelle bricht der Angsttraum ab An den dünnen Fernsehantennen Klebt wie vergessener Birnensaft Die Verteidigungsbereitschaft – Und am Himmel ist noch nichts zu erkennen!