Track byRichard Wagner
Wolfram Blick ich umher in diesem edlen Kreise, welch hoher Anblick macht mein Herz erglühn! So viel der Helden, tapfer, deutsch und weise, ein stolzer Eichwald, herrlich, frisch und grün. Und hold und tugendsam erblick ich Frauen, lieblicher Blüten düftereichsten Kranz. Es wird der Blick wohl trunken mir vom Schauen, mein Lied verstummt vor solcher Anmut Glanz. Da blick ich auf zu einem nur der Sterne, der an dem Himmel, der mich blendet, steht: es sammelt sich mein Geist aus jeder Ferne, andächtig sinkt die Seele im Gebet. Und sieh! Mir zeiget sich ein Wunderbronnen, in den mein Geist voll hohen Staunens blickt: aus ihm er schöpfet gnadenreiche Wonnen, durch die mein Herz er namenlos erquickt Und nimmer möcht ich diesen Bronnen trüben, berühren nicht den Quell mit frevlem Mut: in Anbetung möcht' ich mich opfernd üben, vergiessen froh mein letztes Herzensblut. Ihr Edlen möcht' in diesen Worten lesen wie ich erkenn der Liebe reinstes Wesen! Ritter, Edelfrauen So ist's! So ist's! Gepriesen sei dein Lied! (Tannhäuser, wie aus einem Traum erwachend, sein ganzes Gebahren bezeught, dass er von unheimlichen Gewalten erfasst ist) Tannhäuser 0 Wolfram, der du also sangest, du hast die Liebe arg entstellt! Wenn du in solchem Schmachten bangest, versiegte wahrlich wohl die Welt. Zu Gottes Preis in hoch erhabne Fernen, blickt auf zum Himmel, blickt auf zu seinen Sternen! Anbetung solchen Wundern zollt, da ihr sie nicht begreifen sollt! Doch was sich der Berührung beuget, euch Herz und Sinnen nahe liegt, was sich aus gleichem Stoff erzeuget, in weicher Formung an euch schmiegt, ich nah' ihm kühn, dem Quell der Wonnen, in die kein Zagen je sich mischt, denn unversiegbar ist der Bronnen, wie mein Verlangen nie erlischt! So, dass mein Sehnen ewig brenne lab an dem Quell ich ewig mich! Und wisse, Wolfram, so erkenne der Liebe wahrstes Wesen ich! (Allgemeine Bestürzung) Biterolf Heraus zum Kampfe mit uns allen! Wer bliebe ruhig, hört er dich? Wird deinem Hochmut es gefallen, so höre, Lästrer, nun auch mich! Wenn mich begeistert hohe Liebe, stählt sie die Waffen mir mit Mut; dass ewig ungeschmäht sie bliebe, vergöss' ich stolz mein letztes Blut. Für Frauenehr' und hohe Tugend als Ritter kämpf ich mit dem Schwert; doch, was Genuss beut deiner Jugend, ist wohlfeil, keines Streiches wert. Ritter, Edelfrauen Heil, Biterolf! Ritter Hier unser Schwert! Hier unser Schwert! Tannhäuser Ha, tör'ger Prahler Biterolf! Singst du von Liebe, grimmer Wolf! Gewisslich hast du nicht gemeint, was mir geniessenswert erscheint. Was hast du, Armster, wohl genossen? Dein Leben war nicht liebereich, und was von Freuden dir entsprossen, das galt wohl wahrlich keinen Streich! Ritter Lasst ihn nicht enden! Wehret seiner Kühnheit! Landgraf Zurück das Schwert! lhr, Sänger, haltet Frieden! (Wolfram erhebt sich. Tiefe Stille verbreitet sich) Wolfram 0 Himmel, lass dich jetzt erflehe'n! Gib meinem Lied der Weihe Preis! Gebannt lass mich die Sünde sehen aus diesem edlen, reinen Kreis! Dir, hohe Liebe töne begeistert mein Gesang, die mir in Engelsschöne tief in die Seele drang! Du nahst als Gottgesandte, ich folg aus holder Fern'-- so führst du in die Lande, wo ewig strahlt dein Stern. Tannhäuser Dir, Göttin der Liebe, soll mein Lied ertönen! Gesungen laut sei jetzt dein Preis von mir! Dein süsser Reiz ist Quelle alles Schönen, und jedes holde Wunder stammt von dir! Wer dich mit Glut in seine Arme geschlossen, was Liebe ist, kennt der, nur der allein. Armsel'ge, die ihr Liebe nie genossen, Zieht hin, zieht in den Berg der Venus ein! Ritter, Edelfrauen Ha, der Verruchte! Fliehet ihn! Hört es! Er war im Venusberg! (Die Edelfrauen ziehen sich mit Entsetzen zurück, Elisabeth bleibt allein) Edelfrauen Hinweg! Hinweg! Aus seiner Näh'! Wolfram Ihr habt's gehört! Ensemble Landgraf, SÄNGER, Ritter Ihr habt's gehört! Sein frevler Mund tat das Verbrechen schrecklich kund. Sein Mund tat es kund. Er hat der Hölle Lust geteilt, im Venusberg hat er geweilt! Entsetzlich! Scheusslich! Fluchenswert! In seinem Blute netzt das Schwert! Zum Höllenpfuhl zurückgesandt, sei er gefehmt, sei er gebannt! (Man bedroht Tannhäuser mit gezogenen Schwertern) Elisabeth Haltet ein!