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Villon in Deutschland: Wintermärchen

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  • 1999.01.01
  • 7:16
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歌詞

Im deutschen Dezember floß die Spree Von Ost- nach Westberlin Da schwamm ich mit der Eisenbahn Hoch über die Mauer hin Da schwebte ich leicht übern Drahtverhau Und über die Bluthunde hin Das ging mir so seltsam ins Gemüt Und bitter auch durch den Sinn Das ging mir so bitter in das Herz - da unten, die treuen Genossen - So mancher, der diesen gleichen Weg Zu Fuß ging, wurde erschossen Manch einer warf sein junges Fleisch In Drahtverhau und Minenfeld Durchlöchert läuft der Eimer aus Wenn die MP von hinten bellt Nicht jeder ist so gut gebaut Wie der Franzose Franz Villon Der kam in dem bekannten Lied Mit Rotweinflecken davon Mein großer Bruder Franz Villon Wohnt bei mir mit auf Zimmer Wenn Leute bei mir schnüffeln gehn Versteckt Villon sich immer Dann drückt er sich in' Kleiderschrank Mit einer Flasche Wein Und wartet bis die Luft rein ist Die Luft ist nie ganz rein Er stinkt, der Dichter, blumensüß Muss er gerochen haben Bevor sie ihn vor Jahr und Tag Wie'n Hund begraben haben Wenn mal ein guter Freund da ist vielleicht drei schöne Fraun Dann steigt er aus dem Kleiderschrank Und trinkt bis Morgengraun Und singt vielleicht auch mal ein Lied Balladen und Geschichten Vergisst er seinen Text, soufflier Ich ihm aus Brechts Gedichten Mein großer Bruder Franz Villon War oftmals in den Fängen Der Kirche und der Polizei Die wollten ihn aufhängen Und er erzählt, er lacht und weint Die dicke Margot dann Bringt jedesmal zum Fluchen Den alten alten Mann Ich wüsste gern was die ihm tat Doch will ich nicht drauf drängen Ist auch schon lange her Er hat mit seinen Bittgesängen Mit seinen Bittgesängen hat Villon sich oft verdrückt Aus Schuldturm und aus Kerkerhaft Das ist ihm gut geglückt Mit seinen Bittgesängen zog Er sich oft aus der Schlinge Er wollt nicht, dass sein Hinterteil Ihm schwer am Halse hinge Die Eitelkeit der höchsten Herrn Konnt meilenweit er riechen Verewigt hat er manchen Arsch In den er musste kriechen Doch scheißfrech war Francois Villon Mein großer Zimmergast Hat er nur freie Luft und roten Wein geschluckt, geprasst Dann sang er unverschämt und schön Wie Vögel frei im Wald Beim Lieben und beim Klauengehn Nun sitzt er da und lallt Der Wodkaschnaps aus Adlershof Der drückt ihm aufs Gehirn Mühselig liest er das "ND" (Das Deutsch tut ihn verwirrn) Zwar hat man ihn als Kind gelehrt Das hohe Schul-Latein Als Mann jedoch ließ er sich mehr Mit niederm Volke ein Besucht mich abends mal Marie Dann geht Villon so lang Spazieren auf den Maueren und Macht dort die Posten bang Die Kugeln gehen durch ihn durch Doch aus den Löchern fließt Bei Franz Villon nicht Blut heruas Nur Rotwein sich ergießt Dann spielt er auf dem Stacheldraht Aus Jux die große Harfe Die Granzer schießen Rhythmus zu Verschieden nach Bedarfe Erst wenn Marie mich gegen früh Fast ausgetrunken hat Und steht Marie ganz leise auf Zur Arbeit in die Stadt Dann kommt Villon und hustet wild Drei Pfund Patronenblei Und flucht und spuckt und ist doch voll Verständnis für uns zwei Natürlich kam die Sache raus Es lässt sich nichts verbergen In unserm Land ist Ordnung groß Wie bei den sieben Zwergen Es schlugen gegen meine Tür Am Morgen früh um 3 Drei Herren aus dem großen Heer Der Volkespolizei "Herr Biermann" - sagten sie zu mir "Sie sind uns wohl bekannt Als treuer Sohne der DDR Es ruft das Vaterland Gestehen Sie uns ohne Scheu Wohnt nicht seit einem Jahr Bei ihnen ein gewisser Franz Fillonk mit rotem Haar? Ein Hetzer, der uns Nacht für Nacht In provokanter Weise Die Grenzsoldaten bange macht." - ich antwortete leise: "Jawohl, er hat mich fast verhetzt Mit seinen frechen Liedern Doch sag ich ihenen im Vertraun: Der Schuft tut mich anwidern! Hätt ich in diesen Tagen nicht Kurellas Schrift gelesen Von Kafka und der Fledermaus Ich wär verlorn gewesen Er sitzt im Schrank, der Hund Ein Glück dass sie ihn endlich holn Ich lief mir seine Frechheit längst ab von den Kindersohln Ich bin ein frommer Kirchensohn Ein Lämmerschwänzen bin ich Ein stiller Bürger. Blumen nur In Liedern sanft besing ich." Die Herren von der Polizei Erbrachen dann den Schrank die fanden nur Erbrochenes Das mählig niedersank Ich dachte auch kurz an meinen Cousin Den frechen Heinrich Heine Der kam von Frankreich über die Grenz Beim alten Vater Rheine Ich mußte auch denken, was allerhand In gut hundert Jahren passiert ist Daß Deutschland inzwischen glorreich geeint Und nun schon wieder halbiert ist Na und? Die ganze Welt hat sich In Ost und West gespalten Doch Deutschland hat - wie immer auch - Die Position gehalten Die Position als Arsch der Welt Sehr fett und sehr gewichtig Die Haare in der Kerbe sind Aus Stacheldraht, versteht sich Daß selbst das Loch - ich mein' Berlin - In sich gespalten ist Da haben wir die Biologie Beschämt durch Menschenwitz Und wenn den großen Herrn der Welt Der Magen drückt und kneift Dann knallt und stinkt es ekelhaft In Deutschland. Ihr begreift: Ein jeder Teil der Welt hat so Sein Teil vom deutschen Steiß Der größre Teil ist Westdeutschland Mit gutem Grund, ich weiß. Die deutschen Exkremente sind Daß es uns nicht geniert In Westdeutschland mit deutschem Fleiß Poliert und parfümiert Was nie ein Alchemist erreicht - sie haben es geschafft Aus deutscher Scheiße haben sie Sich hartes Gold gemacht Die DDR, mein Vaterland Ist sauber immerhin Die Wiederkehr der Nazizeit Ist absolut nicht drin So gründlich haben wir geschrubbt Mit Stalins hartem Besen Daß rot verschrammt der Hintern ist Der vorher braun gewesen

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