Denk stets, wenn etwas dir nicht gefällt: "Es währt nichts ewig auf dieser Welt!" Der kleinste Ärger, die größte Qual Sind nicht von Dauer, sie enden mal! Drum sei dein Trost, was immer es sei: "In fünfzig Jahren ist alles vorbei!" Und ist alles teuer, dann murre nicht Und holt man die Steuer, dann knurre nicht Und nimmt man dir Alles, dann klage nicht Und kriegst du 'n Dalles, verzage nicht – Nur der, der nichts hat, ist glücklich und frei Und in fünfzig Jahren ist alles vorbei! Und geht zu 'nem Andern dein Mägdelein Dann schick' ihr noch's Reisegeld hinterdrein Und bist du traurig, denk in der Pein: "Wie traurig wird bald der Andere sein!" Dem macht sie's wie dir — die bleibt nicht treu Und in fünfzig Jahren ist alles vorbei! Und siehst du 'ne Zeitung, dann schau nicht hin Es steht ja doch bloß was Schlechtes drin! Und schafft dir die Politik Verdruss: Es kommt ja doch alles, wie's kommen muss! Heut' haben wir die, morgen jene Partei Und in fünfzig Jahren ist alles vorbei! Und stehst du nervös an 'nem Telefon Und du stehst und verstehst da nicht einen Ton Oder bist beim Zahnarzt – wenn er dich greift Und dich mit dem Zahn durch die Zimmer schleift Und er zieht und er zieht und bricht alles entzwei – Äh, in fünfzig Jahren ist alles vorbei! Und platzt dir ein Knopf – am Hemd zumeist – Und hast du ein Schuhband, das stets zerreißt Und hast'ne Zigarre du, die nicht zieht Und hast du ein Streichholz, das gar nicht glüht: Nimm noch 'ne Schachtel, nimm zwei oder drei – Äh, in fünfzig Jahren ist alles vorbei! Und fälscht man dir Schokolade und Tee Und verspricht man dir echten Bohnen-Kaffee Und du merkst, dass der Kaffee – wie schauderbar! – Eine bohnen-lose Gemeinheit war Dann schließ die Augen und sauf den Brei – Äh, in fünfzig Jahren ist alles vorbei! Und sitzt in der Bahn du ganz eingezwängt Und dir wird noch 'ne Frau auf'n Schoß gedrängt Und die hat noch 'ne Schachtel auf ihrem Schoß Und du wirst die beiden Schachteln nicht los Und die Füße werden dir schwer wie Blei – Äh, in fünfzig Jahren ist alles vorbei! Und bist du ein Eh'mann und kommst nach Haus Halb drei in der Nacht und se schimpft dich aus Dann schmeiß dich ins Bette und sag: "Verzeih! Wär' ich zu Hause geblieben, wär's ooch halb drei!" Und kehr ihr den Rücken und denk: „Nu schrei! Äh, in fünfzig Jahren ist alles vorbei!" Und fürchte dich nie, ist der Tod auch nah – Je mehr du ihn fürcht'st, um so eh'r ist er da! Vorm Tode sich fürchten, hat keinen Zweck – Man erlebt'n ja nicht, wenn er kommt, ist man weg! Und schließlich kommen wir all' an die Reih' Und in fünfzig Jahren ist alles vorbei! Drum: Hast du noch Wein, dann trink ihn aus Und hast du ein Mädel, dann bring's nach Haus! Und freu dich hier unten beim Erdenlicht – Wie's unten ist, weißt du – wie oben nicht! Nur einmal blüht im Jahre der Mai Und in fünfzig Jahren ist alles vorbei – Du Rindvieh, dann isses vorbei!